Die schieben eine ruhige Kugel      

 

Manchmal frage ich mich, warum man sich so sehr um Dinge einen Kopf machte, die im Grunde unwichtig sind. Ich mache mir dann den Vorwurf, alles viel zu ernst zu nehmen. In diesen Fällen erinnere ich mich gerne an den Umzug meiner Tochter, die mittlerweile studiert. Sie ist kein unordentlicher Mensch, aber kann auch mal fünfe gerade sein lassen. Eine Eigenschaft, die mir völlig ab geht, wenn ich mich erst einmal in eine Aufgabe verbissen habe. Jedenfalls hatte ich ihr zum Auszug versprochen, die Sache langsamer angehen zu lassen; ihr zu liebe.

 

Und was soll ich sagen? Es war zwar nicht leicht für mich, die Verantwortung ihr und ihren neuen Mitbewohnern zu überlassen, aber fast alles klappte. Ich war sehr stolz auf sie. Nicht, weil sie einen Umzug hingekriegt hatte, sondern, weil sie sich dabei – die für mich so typische – Aufregung ersparte. In ihrer neuen Wohnung angekommen, wurde sich nicht etwa gleich ans Ausladen und Aufstellen gemacht, sondern, erst einmal hingesetzt und Kaffee getrunken. 'Die schieben eine ganz schön ruhige Kugel!' dachte ich. Ich unterdrückte den Impuls, als einziger zum Transporter zu gehen und schon einmal anzufangen. Um die Faltrollos zur Fensterdekoration kümmerte ich mich stattdessen, welche fürs Bad neu gekauft wurden und schon oben waren.

 

Als die angehenden Studenten mit dem Kaffee fertig waren, machten sie sich nach und nach daran, die Möbel in die Wohnung zu tragen. Ich gesellte mich irgendwann dazu. Meine Tochter lobte mich zwischendurch und bedankte sich für das Einhalten meines Versprechens. Ich gebe zu, dass ich beinahe angefangen hätte zu heulen, in diesem Moment. Meine Tochter: zieht in Seelenruhe bei uns aus. Ich legte eine kleine Pause ein und kümmerte mich abermals um Vorhänge. Diesmal waren die Gästezimmer Faltrollos dran. Ich freute mich schon in diesem Moment auf meine Besuche bei ihr.